Ergreifende Funde im Cabaret-Archiv Thun

Letzte Woche war ich zu Besuch im Cabaret-Archiv des Ehepaars von Allmen in Thun. Ich hoffte dort unter anderem mehr Infos zu Margrit Rainer zu gewinnen, über die sonst sehr wenig zu finden ist. In Wikipedia beispielsweise gerade einmal zwei Sätze zu ihren ersten 35 Lebensjahren und dieses Wenige ist erst noch fehlerhaft!
Meine Erwartungen sollten nicht enttäuscht werden – im Gegenteil: Hansueli von Allmen hatte beim Tod Inigo Gallos verdienstvoller Weise einen grossen Teil dessen Nachlasses gerettet. Und in diesen Archivschachteln fand ich gleich mehrere Entwürfe Inigo Gallos zu einer Biografie Margrit Rainers: ergreifende Zeugnisse eines intensiven Ringens um den Sinn des Lebens angesichts eines alles überschattenden Verlustes.
Im Vorwort des letzten, 46 Seiten umfassenden Entwurfes, reflektiert Inigo Gallo selber über diese immer wieder gescheiterten Versuche:

Ein vielleicht ungewohntes Vorwort.
Als ich damals, gleich nach dem so unerwarteten Tod von Margrit Rainer, den Entschluss fasste, ihr ein wohlverdientes Denkmal zu setzen, war ich mit allen meinen Sinnen derart im Tiefgang der Trauer, dass ich schlicht unfähig war, mit einem der Objektivität zuträglichen Mass an Sentimentalität zu berichten. Es war offensichtlich noch zu früh, denn alles, was ich zu Papier brachte, war unausweichlich durchsetzt und geprägt von den immensen peinigenden Emotionen der plötzlichen Verlassenheit. Mein eigenes Ich mit dem ureigensten Leid und Schmerz drängte sich unaufhaltsam in den Vordergrund. Dieser seelische Zustand verunmöglichte bei jedem Versuch eine auch Drittpersonen interessierende Berichterstattung.

Das Kapitel zu Margrit Rainer steht als eines der nächsten an und da werde ich mich stark auf Inigo Gallos wertvolle Schilderung der nicht immer einfachen Jugendjahre des Arbeiterkindes «Gretli» aus «Oerlikon-les-Bains» stützen können.